Wenn Material verformt wird durch Druck, Temperatur und Zeit, ohne dabei ein weiteres Material zu übertragen, dann spricht man von Prägung. Alte Bücher in der Spätantike wurden schon mit der plan ausgeführten Blindprägung verziert.
In Museen kann man sie bewundern: Die ersten, per Hand gemalten Bücher mit ihren wunderschönen Ledereinbänden. Darauf reichhaltige Verzierungen, die im Blinddruck produziert wurden. Diese alte Technik ist bis heute erhalten und wird noch immer vor allem in der Buchherstellung eingesetzt. Aber auch Karten, Schachteln und Etiketten werden mitunter so verschönert.
Was ist Prägen?
Beim Prägen wird ein Muster oder Motiv in ein Material gebracht, indem es mittels Platten oder Stempeln plan verformt wird. Dabei werden weder Farbe noch ein anderes Material genutzt. Vielmehr verformt sich das Material selbst durch auf 80 bis 90 Grad erwärmte Stempel oder Walze, die mit großem Druck in das Material gepresst werden. Das handwerkliche Vorgehen dabei nennt man Blinddruck, die Prägung selbst wird Blindprägung, wegen der ebenen Übertragung Planprägen, aber auch Blindpressung oder Blinddruck genannt.
Schönheit der Höhenunterschiede
Im Ergebnis sieht die Blindprägung wie ein Relief aus, die Rückseite des Materials bleibt jedoch unverändert. Man unterscheidet zwischen der Hochprägung, die ein erhöhtes Motiv auszeichnet, und der Tiefprägung, bei der die Prägung tief in das Material geformt wird. Der Höhenunterschied, der durch die Prägung entstanden ist kann natürlich haptisch wahrgenommen werden. Aber auch durch den Einfall von Licht und die Wirkung der Schatten sieht man die Erhöhungen und Vertiefungen. Blindprägung glättet aber auch beim sogenannten Grainieren, dem Einsatz einer Prägewalze und dem vollflächigen Prägen damit, Broschüren- oder Buchdeckel. Oder es macht genau das Gegenteil: Das Material erhält dadurch eine Struktur.
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Im Einsatz für die Eleganz
So oder so wirken mit Blindprägung veredelte Druckunterlagen elegant und edel, weshalb sich diese Technik bis heute behaupten konnte. Glückwunsch- und Visitenkarten bekommen damit ebenso einen besonderen Touch, wie Verpackungen oder Bücher. Bei Flyern, Karten und Mailings kommt es auf das Material an, ob durch Blindprägung elegante Ornamente, Logos oder Schriften im feinen Licht- und Schattenspiel entstehen können.
Das passende Material
Geprägt werden können sowohl gestrichene wie ungestrichene Papiere und Karton. Dabei ist es unerheblich, ob sie bereits bedruckt, kaschiert oder lackiert sind. Im Gegenteil: Vorgedruckte Linien verfeinern den Effekt zusätzlich – eben ganz so, wie die alten, handgemalten Bücher, die in die Vertiefungen noch goldfarbene Akzente mit dem Pinsel gesetzt bekamen. An seine Grenzen kommt diese Veredelungstechnik allerdings bei stark strukturierten Materialien. Die Grobheit des Papiers lässt vor allem feine Motive nicht zu.
Anlegen für den Druck
Für die Blindprägung müssen eigene Prägewerkzeuge hergestellt werden. Dabei handelt es sich um einen zusätzlichen Produktionsprozess, der finanziell aber auch zeitlich mit einberechnet werden muss. Rein technisch muss dazu auf dem Rechner die Prägung als Sonderfarbe angelegt werden. Die Druckerei filtert daraus im Anschluss die Vorlage für den Prägestempel und formt die gewünschte Visitenkarte, den Buchdeckel oder die Verpackung an genau der Stelle, an der die Sonderfarbe angelegt worden ist. Fertig ist die Veredelung der ganz besonderen Art.
Bildverwendung: flickr_brandbook.de
Wer es nicht ganz so edel haben und sein Druckprodukt nur vor Widrigkeiten schützen möchte, der kann die Einsiegelung oder auch Laminierung wählen. Mehr zu dieser Veredelungstechnik erfahren Sie im kommenden Teil dieser Serie.
In dieser Reihe bisher erschienen:
Veredelungstechnik Lackierung.
Veredelungstechnik Soft-Touch-Lackierung: Ein Hauch von Samt.
Mit Folenkaschierung schützen und glänzen.
Fühlen, Sehen, Erleben: Prägefoliendruck.
Kaltfolientransfer: Metalleffekte geklebt und nicht geprägt.