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Das sitzt: Tabellen richtig gestalten

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Das sitzt: Tabellen richtig gestalten

Das Genie beherrscht das Chaos ist ein geflügelter Spruch bei allen, die es mit der Ordnung nicht so genau nehmen. Was aber in einem unaufgeräumten Zimmer nicht weiter ins Gewicht fällt, kann in einem Text den Leser schwer irritieren. Unordnung in der Typografie? Wer seinen Leser bei der Zeile halten will, sollte tunlichst darauf verzichten! Spalteneinteilung, kurze Zeilen, passende Abstände – all das gehört zum Basiswissen für Typografen, es ist sozusagen die Pflicht des Setzers, es zu beherrschen.

Und dann gibt es da noch die Kür, die aus langweiligen Verzeichnissen, Listen, Gliederungen – Tabellen jedweder Art – ein ansprechend gestaltetes Textelement macht. Übersichtlichkeit und Ordnung lautet beim Satz von Tabellen, aber auch von Zahlenreihen, das Motto.

Bevor es Computer gab, musste man sich hier des Reihensatzes bedienen. Tabulatoren bzw. fest definierte Entfernungen der Wörter dienten dabei als Abstandshalter – und machten es einem bei Umbrüchen immer wieder schwer. Heute aber bieten nahezu alle Satzprogramme einen Tabelleneditor für diese Aufgabe.

 

Kein Leerzeichen, keine Tabs

Abstände zwischen einzelnen Tabelleninhalten mit Tabulatoren oder gar Leerzeichen zu setzen kann verheerende Folgen haben. Der Grund: Tabs haben immer feste Positionen auf einer Seite, wohingegen Schriftarten unterschiedliche Abstände nutzen. Es kann also beim Einsatz von Tabs zu Umbrüchen kommen, wo keine sein sollten. Und da Leerzeichen immer vom verwendeten Schriftgrad abhängen, sollten auch diese tabu zur Regulierung von Abständen sein.

 

Kopf und Fuß

Mit einem Tabelleneditor lassen sich die beiden Bestandteile einer Tabelle bestens aufbereiten. Der Kopf beschreibt dabei die Spalte (auch Kolonne genannt) und deren Inhalte – hervorgehoben durch eine besondere Auszeichnung wie fett oder eine farbige Hinterlegung der Zelle. In kurzen Begriffen und unter Angabe der Maße und Einheiten wird so der Inhalt der Spalte definiert. Im Fuß hingegen sind die tatsächlichen Inhalte hinterlegt. In der Vorspalte wird der Zeileninhalt beschrieben, in der Hauptspalte findet sich der Tabellenwert.

tabelle2Farbe oder Linie

Ist man sich klar, was in der Tabelle alles enthalten sein muss, wie dessen Bezeichnung ist und wie Kopf und Vorspalte von den Inhalten optisch abgehoben werden können, geht es an die Unterteilung der Inhalte. Linien oder nicht – das ist die Frage, an der sich viele Gestalter spalten. Es ist eine Frage, die der Mode unterworfen ist und doch für die Lesbarkeit unabdingbar ist. Neben Linien können auch farbige Unterlegungen oder Weißraum eingesetzt werden, um die Zeilen voneinander zu unterscheiden. Klar ist jedoch: Eine Untergliederung muss vorhanden sein, egal ob durch Farbe, Auszeichnung oder Kontrast hergestellt. Entscheidet man sich allerdings für eine Linie oder Flächenunterlegung, dann sollte der Abstand zwischen Schrift und Linie mindestens ein Halbgeviert sein.

Typografie des Inhalts

Neben den passenden Abständen müssen auch die Inhalte gut gesetzt sein, um deren Lesbarkeit zu gewährleisten. Angefangen bei der Schrift, die – sofern die Tabelle nicht absichtlich aus dem Rahmen fallen soll – der Grundschrift entspricht. Und aufgehört bei der Schriftgröße: Im Kopf kann diese etwas kleiner sein als im Tabellenfuß. Sie sollte aber nicht mehr als zwei Punkt kleiner als der Basisfont sein und alles unter 7 Punkt kann nur noch schlecht entziffert werden.

Knifflig wird es bei besonderen Tabellenausmaßen. Alles, was über eine Seite hinausgeht benötigt eine Wiederholung des Tabellenkopfes auf der neuen Seite. Müssen Tabellen ins Querformat gesetzt werden, sollten sie von unten nach oben verlaufen und am besten auf einer rechten Seite platziert sein, damit der Tabellenkopf an den Buchrücken gesetzt ist. Gibt es darüberhinaus Anmerkungen bzw. Fußnoten, die nicht in der Tabelle selbst ihren Platz finden, werden sie an den unteren rechten Tabellenrand oder in die letzte Zeile gesetzt. Das hat sich bei wissenschaftlichen Texten so eingebürgert und kann als Konvention bei allen Tabellen und Zahlenreihen übernommen werden.

Und dann wäre da noch die Frage nach der Ausrichtung des Textes: Linksbündig liest sich leichter. Doch oft sind Zahlen der Inhalt einer Tabelle und diese sollten besser rechtsbündig gesetzt werden. Das ist insbesondere dann der Fall, wenn sie mehrere Kommastellen aufweisen. Danach muss sich dann natürlich auch der Text in der Kopfzeile ausrichten.

Charlotte Erdmann
Unsere Autorin Charlotte Erdmann, Geschäftsführende Gesellschafterin bei Solokarpfen Publishing UG. ©viaprinto (Bild: Matthias Martin)

Das war der letzte Teil unserer Wissensreihe „Typografie“. Alle erschienen Folgen:

 

Die Geschichte der Schrift.
Abstand halten, Raum geben: Größen und Laufweiten von Schriften.
Das Schriftzeichen, die kleinste Einheit der Typografie.
Blutsverwandtschaften: Von Schriftfamilien und -schnitten.
Die Einteilung von Schriften.
Plädoyer für eine bessere Leserlichkeit.
Buchstabensalat: Lesen und erkennen.
Gleichgewicht der Kräfte: Von Kontrast, Zeilen und Grauwerte.
Die Kunst der Länge: Strich ist nicht gleich Strich.