Klimaneutral gedruckt, auf 100 Prozent Altpapier. So ein Satz strahlt Glaubwürdigkeit aus. Wer ein Umweltschutz-Siegel auf sein Druckerzeugnis setzen kann, zeigt auch nach außen, wofür er sich entschieden hat: für den schonenden Umgang mit Ressourcen. Aber es gibt einen Dschungel an Zertifizierungen und Siegeln. Welche Labels bestätigen die nachhaltige Herstellung eines Produktes? Was steckt dahinter? Ein Überblick über die verschiedenen Umweltzeichen bringt Licht ins Dickicht.
Der Blaue Engel
Der Blaue Engel wird seit 1978 für verschiedene Alltagsprodukte vergeben. Er ist das älteste Umweltlabel weltweit, in Deutschland wohl auch das bekannteste. Entwickelt wurde es vom Bundesumweltministerium. Das Siegel hat sehr strenge Kriterien und zertifiziert Produkte, die auch ganzheitlich betrachtet besonders umweltfreundlich sind. Papierprodukte mit dem Blauen Engel enthalten immer 100 Prozent Altpapier und werden ohne umweltschädliche Chemikalien, wie Chlor, sowie Färbe- und Bleichmittel hergestellt. Bei einem Vergleich verschiedener Siegel kommt die Initiative Pro Recyclingpapier zu dem Schluss: „Der Blaue Engel stellt die höchsten Anforderungen und ist damit ein verlässlicher Wegweiser.“
Der Blaue Engel wird auch für Druckerzeugnisse vergeben. Dabei wird auf geeignete Farben, Lacke und Klebstoffe geachtet, die die Wiederverwertung der enthaltenen Papierfasern ermöglichen. Der Druckprozess hat ebenfalls ökologische Kriterien.
Mehr Infos: www.blauer-engel.de
Recyclingpapier ist im Sinne der Nachhaltigkeit immer Frischfaserpapier vorzuziehen. Manchmal aber ist es nicht möglich. Dann sollte das Papier einen möglichst hohen Recyclinganteil haben oder die Frischfasern sollten nachweislich aus nachhaltiger Waldbewirtschaftung stammen. Hier helfen etwa das FSC®- oder das PEFC-Siegel bei der Wahl:
FSC®
FSC® ist die Abkürzung für Forest Stewardship Council®. Die 1993 gegründete internationale gemeinnützige Organisation hat das Ziel, eine nachhaltige Forstwirtschaft zu sichern. Gekennzeichnete Papierprodukte sind sozial verantwortungsvoll und umweltschonend produziert worden. Die Regeln des FSC® verlangen, dass die gesamte Kette vom Hersteller bis zum Händler zertifiziert sein muss und das eingesetzte Holz bis zu seinem Ursprung zurückverfolgt werden kann. Umweltorganisationen halten die FSC®-Zertifizierung international für das beste Siegel für Holzprodukte.
Papiere mit FSC®-Siegel gibt es in drei Kategorien: „FSC®-100%“ (kommt bei Papier und Karton in der Regel nicht vor), „FSC®-Mix“ oder „FSC®-Recycled“. Bei der Mix-Kategorie handelt es sich um Frischfaserpapier, einige Sorten haben eine Beimischung von bis zu 70 Prozent Recyclingpapier, sie können aber auch einen Anteil von „Material aus kontrollierten Quellen“ enthalten, die nicht FSC®-zertifiziert sind. Beim „FSC®-Recycled“-Label muss das Papier zu 100 Prozent aus Altpapier bestehen und enthält einen hohen Post-Consumer-Anteil, also Altpapier, das durch den Endverbraucher entstanden ist. Der ökologische Waldschutz wird zu 100 Prozent nur bei den Zertifikaten „FSC®-100%“ und „FSC®-Recycled“ gewährleistet.
Mehr Infos: www.fsc-deutschland.de
PEFC
PEFC ist die Abkürzung für „Programme for the Endorsement of Forest Certification Schemes“, ein „Programm für die Anerkennung von Forstzertifizierungssystemen“. Gegründet wurde die Organisation von der europäischen Holzwirtschaft und Waldbesitzern und bringt seit 1999 verschiedene nationale Zertifizierungsprogramme unter ein gemeinsames Dach. Aber auch neue Systeme werden entwickelt und können nach einem internationalen Anerkennungsverfahren in den Ländern umgesetzt werden. Ziel von PEFC ist die Erhaltung der Wälder und ihres ökologischen Gleichgewichts. Auch hier wird die gesamte Produktionskette in den Zertifizierungsprozess einbezogen. Wenn ein Produkt mindestens 70 Prozent an zertifiziertem Rohstoff enthält, darf dieses mit dem PEFC-Label gekennzeichnet werden. Das wird durch unabhängige Zertifizierungsstellen, beispielsweise auch vom TÜV, überprüft. Das Umweltbundesamt empfiehlt das PEFC-Siegel für Holzprodukte, äußert aber auch Bedenken zu nicht ausreichenden Kontrollen der Einhaltung der Kriterien. Die Siegelvergabe für die Waldbewirtschaftung erfolge nur auf Basis einer Selbstauskunft, teilweise für ganze Waldregionen. Des Weiteren erkennt die Bundesregierung für die öffentliche Beschaffung von Holz-und Papierprodukten sowohl das PEFC- als auch das FSC©-Siegel als gleichwertig an. Mehr Infos: www.pefc.de
Möchte ein Unternehmen das FSC®- oder PEFC-Logo in ihre Drucksachen aufnehmen, dann geht das nur, wenn auch die Druckerei dafür zertifiziert ist. Denn die gesamte Verarbeitungskette muss die Kriterien einhalten.
Es gibt weitere Umweltzeichen, deren Kriterien für die Herstellung von grafischen Papieren von einigen Umweltverbänden als nicht streng genug eingestuft werden. Dazu gehören auch die folgenden beiden Labels.
Die EU-Blume (Ecolabel)
Die „Europäische Blume“ ist das offizielle Umweltzeichen der EU und wurde 1992 eingeführt. Verschiedene Produkte und Dienstleistungen, die geringere Umweltauswirkungen haben als vergleichbare Produkte, werden damit gekennzeichnet. Auch eingesetzte Chemikalien, Energieverbrauch oder Abfallkonzept unterliegen dem Kriterienkatalog. Das EU-Umweltzeichen wird an Recycling- und an Frischfaserpapiere verliehen. Bei grafischen Papieren muss die Holzherkunft geklärt sein, etwa durch PEFC- oder FSC®- Zertifizierungen. Letztlich müssen aber nur mindestens 50 Prozent der Fasern von zertifiziertem Holz stammen, ansonsten gilt: das Holz muss legal gefällt worden sein.
Mehr Infos: www.eu-ecolabel.de
Nordic Swan
Der Schwan, wie das Umweltzeichen in Skandinavien genannt wird, ist 1989 vom Nordischen Ministerrat ins Leben gerufen worden für verschiedene Alltagsprodukte. Der gesamte Herstellungsprozess von der Rohstoffquelle bis zur Produktion wird bewertet. Viele in Deutschland erhältliche Papierprodukte werden in Skandinavien hergestellt, deshalb ist der Nordic Swan auch auf dem deutschen Markt zu finden. Bei grafischen Papieren muss der Anteil von Holz aus nachhaltiger Waldwirtschaft mindestens 15 Prozent betragen oder das Papier muss einen Anteil von 50 Prozent Sägereiholz aufweisen.
Mehr Infos: www.nordic-ecolabel.org
Fazit: Drucken fordert grundsätzlich Ressourcen. Es ist wichtig auf Labels zu achten, aber noch wichtiger ist es, sicherzustellen, dass das Druckerzeugnis auch seine Daseinsberechtigung hat, nämlich möglichst viele interessierte Leser!
Mehr Infos:
- Label Online
- Siegelklarheit
- WWF Labelratgeber „Holz- und Papierprodukte“ (PDF)
- WDR: Quarks & Co. „Wie man beim Einkaufen den Wald schonen kann“
- Papiernetz
Im nächsten und letzten Teil unserer Serie sprechen wir mit Melissa Fiebig, Grafikdesignerin, über Nachhaltigkeit im Designkontext. Mit platzsparender Typografie oder ökologischem Layout geht es über die klassischen Aspekte hinaus.
Bisher erschienen:
Klimaneutrales Drucken: Einen Ausgleich für die Umwelt schaffen.
Ökologische Papiersorten.
Wie funktioniert eigentlich Recycling? Und was ist ein Deinkingverfahren?
Umweltfreundliche Farben.