Mit unserer neuen Serie “Kostenloses Gestaltungsmaterial für Designer” wollen wir für Medien-Designer die besten Quellen für Gestaltungsmaterial und -ideen vorstellen. Es geht um Webseiten, die kostenlos etwas zum Download anbieten oder Inspiration und gute Anregungen bieten. Nachdem wir bereits auf kostenlose Fotos eingegangen waren, folgen in den nächsten Wochen Übersichten zu Clipart, Templates und Webseiten für Designideen und Gestaltungs-Know-how. In der ersten Folge geht es um kostenlose Schriften.
Wer suchet der findet. Im Web ist das aber nicht immer einfach. Es kommt im Fall von Schriften auch darauf an, wer sie wofür nutzen will. So findet man im Web eine Fülle an kostenlosen Fonts, die dem Profi-Gestalter aber mitunter qualitativ nicht genügen. Tatsächlich gibt es zahlreiche Umsonst-Fonts, die
- nicht professionell digitalisiert wurden und Fehler in ihren Formen enthalten,
- ein unvollständiges deutsches Alphabet enthalten (z.B. fehlt das “ß”),
- keine Buchstaben mit Umlauten bieten,
- nur Versalien (Großbuchstaben) enthalten oder
- nicht alle Satzzeichen umfassen.
Welche Ansprüche hat der Designer an die Schriften?
Der anspruchsvolle Anwender braucht mehr als vollständige und fachgerecht gestaltete Schriften. Er möchte möglichst viele unterschiedliche Schriftschnitte zur Verfügung haben: kursiv, mit verschiedenen Fettegraden oder als Condensed- oder Extended-Varianten. Viele Schriften, die man umsonst bekommt, sind “nur” Designfonts – also solche Schriften, die sich für verspielte oder dekorative Überschriften oder für Worte auf Grußkarten verwenden lassen. Ein Designer, der etwa ein Erscheinungsbild gestaltet, hat andere Anforderungen. Sein Schriftkonzept enthält Schriftkombinationen und Schriftvarianten für unterschiedliche Einsatzzwecke. Für viele Anwendungen sind klassische Satzschriften wichtig, die in kleinen Schriftgrößen gut lesbar bleiben.
Typografische Feinheiten
Die Feinheiten der Typografie zeigen sich in den Unterschneidungen (den Buchstabenabständen bzw. dem Hinting) und der Gestaltung der Schriftformen. Dabei gibt es im Hinblick auf ihren Einsatzzweck als Headlineschrift oder Fließtextschrift Unterschiede. Spezielle Headlineschriften sind von der Strichstärke her etwas leichter gestaltet, damit sie in extremen Größen nicht zu dick wirken. Fließtextschriften sind dem gegenüber etwas schwerer gestaltet, damit sie in kleinen Schriftgraden nicht wegbrechen.
Das High-End in der Typografie sind Superschriftfamilien, die der Groteskschriftfamilie eine Antiqua oder eine informelle Variante zur Seite stellen. Beispiele dafür sind die Rotis, die Corporate ASE von Mercedes, die Thesis oder die Stone, die jeweils aus drei korrespondierenden Schriftfamilien bestehen. Solche übergreifenden Schriftsysteme bekommt man in der Regel nicht kostenlos. Eine Ausnahme bildet die IBM Plex, die man in 3 Familien – Sans, Serif und Mono – z.B. bei Typografie-Info kostenlos herunterladen kann.
Bezahl-Fonts im Abonnement
Bevor man über kostenlose Fonts spricht, werfen wir einen Blick auf kostengünstige Fonts. Schriften sind teuer und für kleinere Grafik-Design-Projekte mit schmalem Budget wäre der Anschaffungspreis für eine Schriftfamilie zu hoch. Schriftvertriebe im Web bieten aber immer wieder Schriften und Schriftpakete zum Aktionspreis an, dabei kann man zwischen 30-80% sparen.
Ein anderes Spar-Modell ist ein Schrift-Abonnement. Schriften von Montotype sind im monatlichen oder jährlichen Abonnement für verhältnismäßig wenig Geld zu nutzen. Monotype hat sich in seiner bewegten Unternehmensgeschichte fast schon eine Alleinstellung im Big Font-Business geschaffen und die anderen großen Schrifthersteller und Schriftvertriebe ITC, Linotype, Agfa, Bitstream und schließlich FontShop aufgekauft. Damit verfügt Monotype über eine immense Schriftenauswahl.
Einen etwas anderen Weg geht Adobe: Wer kostenpflichtiger Abonnent von Adobes Creative Cloud ist, kommt in den kostenlosen Genuss von Adobes Schriftsammlung Typekit, die für Print- und Webprojekte genutzt werden kann.
Lohnen sich kostenlose Fonts?
Die Stärke der Freefonts liegt in immer neuen kreativen Designs für Headline-Satzschriften, die auch aus der Typografie-Community kommen. Sowieso bieten zahlreiche Schriftentwickler ihre ersten Schriften umsonst an oder für eine freiwillige Spende. Es gibt auch Typografie-Experten, die Felder wie Schreibschriften oder Fraktur-Schriften aus Liebhaberei anbieten. Das sind Schriften, die für große Anbieter eher ein Nebengeschäft sind, weil sie für ein zeitgemäßes Design oft nicht taugen. Schwer wiegt auch, dass Google seine Schriftbibliothek völlig kostenlos zur Verfügung stellt.
Wer aufmerksam die Seiten der Fontanbieter im Auge behält, kann sich im Laufe der Zeit eine stattliche Anzahl an kostenlosen Schriften zulegen. Es ist aber unbedingt in den Lizenzvereinbarungen nachzulesen, ob die Schriften nur für private Zwecke oder auch kommerziell für Kunden verwendet werden dürfen. Wer privat oder gelegentlich gestaltet oder als Designer in den Anfängen steckt, wird die Vielfalt der kostenlosen Fonts zu schätzen wissen.
Zwei gute Übersichten über diverse Fontwebseiten finden sich hier:
Conterest: Quellen für kostenlose Fonts
Andrea Baitz: Eine Übersicht über Fonts im Web
Kostenlose Schriftenangebote im Web:
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Google Schriftbibliothek: Umfassend und anwenderfreundlich
Google stellt seit 2010 eine hochwertige Schriftbibliothek mit insgesamt 848 Schriftarten (Stand: 11/2017) kostenlos für Drucksachen oder Webprojekte zur Verfügung. Umfang und Ausbau des Angebotes sowie die Anwenderfreundlichkeit des User-Interface der Google-Fonts-Seite sind vorbildlich. Übrigens greifen auch die Adobe-Edge-Web-Fonts auf die Google Fonts zurück. Da die Google Fonts frei downloadbar sind, werden sie auch von anderen Plattformen vertrieben wie z.B. Allfont.
FontSquirrel: Gut gepflegt und umfassend
Eine erste Adresse für zeitgemäße kostenlose Fonts, die rechtlich einwandfrei sind, ist Fontsquirrel. Das Problem bei manch anderer Seite sind zu viele widerrechtlich hochgeladene und verbreitete Fonts. Die kommerzielle Partnerseite zum Kostenlosdienst Fontsquirrel ist Fontspring.
Typografie-Info: Fonts mit Sachverstand ausgewählt
Wer eine fundierte und oft auch kommentierte Schriftübersicht anspruchsvoller Schriften wünscht, kommt an Typografie.info nicht vorbei. Die Seite bietet neben käuflich zu erwerbenden Fonts auch viele kostenlose:
Fontfabric: Eine schöne Schriftenauswahl
Die Fontfabric ist alles andere als eine Fabrik, im Gegenteil: das Repertoire an Schriften ist übersichtlich. Dafür bietet die Type Foundry interessante, moderne und individuelle Schriften – und oft einzelne Schnitte kostenlos.
Dafont: viele Schriften
Bei Dafont liegt ein Schwerpunkt auf extravaganten Headlinefonts und teils schönen, expressiven Schreibschrift-Fonts.
GitHub: Einzelne Fonts oder Schriftbibliotheken
GitHub ist eine Seite für Programmierer, auf der Open-Source-Projekte verwaltet werden. Das Einbinden von Fonts gehört mit zu den Projekten. So finden sich auf GitHub beispielsweise die Fonts der Firmen Google, Apple oder Microsoft, diverse sonstige Schriftfamilien oder Einzelschriften zum freien Download. Inwiefern sie zur kommerziellen Nutzung zur Verfügung stehen, sollte immer erst nachgelesen werden.
SourceForge: Diverse auch fremdsprachige Fonts
SourceForge ist wie GitHub eine Plattform zum Entwickeln von Softwareprojekten. Auch hier stehen zahlreiche Einzelfonts, Schriftfamilien oder ganze Schriftbibliotheken zur Verfügung.
FontShop: Klassik und Moderne manchmal auch kostenfrei
Von Deutschland aus hat der Fontshop mit dazu beigetragen, dass Schriften in den 1990ern-Jahren wieder ins Zentrum der Aufmerksamkeit der Designer gerückt sind. Die Fontshop-Schriften garantieren höchste Qualität. Einzelne Schnitte werden zum kostenlosen Download angeboten.
FontFont: Innovationen aus Berlin
Seit 1990 gibt es als Ableger des Fontshop den FSI Fontshop International, der unter dem Label FontFont eigene Schriften entwickelt. Am Anfang lagen insbesondere innovative Schriften im Fokus des Schriftentwurfshauses. Auch hier kann man einzelne Schriften umsonst downloaden.
Microsoft: Wesentliche Schriften für das Desktop-Publishing
Manchmal ist weniger mehr. Wer mit der Arbeit am PC aufgewachsen ist, für den sind die Microsoftschriften wie ein Standard, der in Fleisch und Blut übergegangen ist. Microsoft hat vor Jahren eine essentielle Auswahl seiner Fonts als Public Domain zur Verfügung gestellt. Zu dieser kleinen, “CoreFonts” genannten, Kollektion gehörten in der ersten Version: Andale Mono, Arial, Comic Sans MS, Courier, Georgia, Impact, Trebuchet MS, Times, Verdana und Webdings. Bis auf die Comic Sans, die nur sehr begrenzt für Spezialzwecke einsetzbar ist, ist damit eine vielseitige Kollektion entstanden.
Ralf Wasselowski hat wieder viel recherchiert, damit die Serie eine informative und runde Sache wird und natürlich Gestalter und Designer hier die besten Tipps für Ihre Werke finden.
Neben Fonts sind auch Illustrationen ein Instrument der Gestaltung. In der nächsten Woche stellen wir kostenfreie Clipart-Seiten vor.