Ein gutes Magazincover muss verkaufen – und das innerhalb von Millisekunden. Und es muss den Regeln des Kiosk entsprechen. Welche Informationen sind dazu aber notwendig?
Es ist eine ganz eigene Kunst, das Cover einer Zeitschrift, eines Magazins oder auch einer Zeitung zu gestalten. Notwendig sind dazu viel Fingerspitzengefühl, das Wissen über das Zielpublikum, eine intensive Zusammenarbeit mit der Redaktion sowie das Know-how über die Regularien, die ein Zeitschriftentitel einhalten muss. Doch bevor man in die Details geht, sollte man sich bewusst machen, dass jedes Cover die Visitenkarte des Inhalts ist.
Die Kioaskauslage ist eng
Das Cover buhlt um die Aufmerksamkeit der Käufer, die sich – kennen Sie die Publikation bislang noch nicht – innerhalb des Bruchteils einer Sekunde dafür entscheiden, ob sie der Zeitschrift mehr Aufmerksamkeit widmen oder ihr keine Beobachtung schenken. Beobachten Sie sich einmal selbst am Zeitschriftenstand: Wie liegen dort die Magazine, wie finden Sie den passenden Titel für sich? Genauso gehen auch andere Kunden vor. Zufallskäufe sind da eher selten, außer Gestaltung und Inhalte ziehen die Aufmerksamkeit des Suchenden auf sich. Das Problem dabei: Am Kiosk und in den Verkaufsauslagen der Supermärkte liegen viele Magazine nebeneinander. Meist sind sie gefächert einsortiert, sodass man nur den linken Rand sehen und erkennen kann. Nur mit viel Glück legt der Kiosk-Mitarbeiter die Zeitschrift in die sogenannte Vollauslage, sodass das gesamte Cover zu sehen ist. Wirken muss also beides: Die teilweise Ansicht wie auch die Vollansicht des Covers.
Der linke Rand ist kaufentscheidend
Doch meist sind es die Elemente am linken Rand des Covers, die den Käufer zugreifen lassen. Ein gutes Cover muss sich verkaufen, muss die Verkaufszahlen steigern und sich doch von anderen abheben. Gleichzeitig aber muss der Stammleser die Zeitschrift auf einen Blick wieder erkennen können und doch sehen, dass es sich um eine neue Ausgabe handelt. Und nicht zuletzt muss das Cover den Inhalt anschaulich vermitteln. Keine leichte Aufgabe, insbesondere wenn man für all das eigentlich nur links am Rand ca. 5 bis 10 cm Platz hat.
Logo zur Wiedererkennung
Eine entscheidende Rolle spielt dabei das Logo des Covers, das groß und dominant am oberen Rand platziert wird. Es muss so markant sein, dass man alleine durch seine ersten Buchstaben erkennt, um welches Magazin es sich handelt. Große Magazine wie der Stern nutzen dafür ein Symbol links oben. Andere greifen zu typografischen Mitteln, um den Wiedererkennungsfaktor zu erhöhen. Doch alle haben ein ungeschriebenes Gesetz zu befolgen: Ändere niemals die Farbgebung oder das Aussehen des Logos. Denn das irritiert den Käufer. Farbspielereien, eine neue Typo oder andere Modifikationen sollten deshalb möglichst unterlassen werden. Lediglich die leichte Überdeckung des Logos mit dem Coverbild ist inzwischen häufig anzutreffen. Das macht das Cover lebendiger und plastischer. Doch auch hier muss das Logo gut zu erkennen sein.
Das Coverbild
Die Auswahl des Coverbilds selbst ist abhängig vom Inhalt: Einrichtungszeitschriften werben eher mit Möbeln und Inneneinrichtungen, als mit Frauengesichtern. Die bleiben meist den Unterhaltungs-, Männer- und Style-Magazinen vorbehalten. Fakt und wissenschaftlich bewiesen ist allerdings, dass wohlproportionierte Frauengesichter Männer und Frauen gleichermaßen anziehen. Jedoch wirken sie auf einem Technik-, Angler- oder Wirtschaftsmagazin eher deplatziert. Neben Fotografien können auch abstrakte Illustration oder typografische Elemente das Cover wirkungsvoll in Szene setzen. Letztere sind eher selten zu finden, denn sie lassen sich nicht schnell genug erfassen. Derartige Coverbilder veröffentlichen deshalb meist nur Medien, die etabliert sind – oder Medien, die sich besonders hervorheben wollen und nicht unbedingt auf Verkaufszahlen angewiesen sind.
Texte sollen zum Lesen anregen
„Trommeln gehört zum Handwerk“, heißt ein altes Sprichwort. Die Texte auf einem Cover müssen besonders laut trommeln, wenn sie wirken sollen. Diese Aufgabe kommt der Redaktion zu, die den Inhalt des Heftes kennt und deshalb die besten Texte zusammenstellen kann. Allerdings sollten wichtige Schlagworte des Inhalts so gesetzt werden, dass sie links am Rand zu sehen sind. Gesucht sind Keywords, die den Inhalt umreißen und schnell erfasst werden können. Noch schneller erkannt werden sie, wenn kleine Grafiken oder Icons sie ergänzen. Wohldosiert eingesetzt, ergänzen solche Bildsymbole das Geschriebene hervorragend. Spielen Sie auch mit den Schriftgrößen: Wichtiges sollte größer, Unwichtiges kleiner gesetzt sein. Die Schrift kann farbig gestaltet oder mit einem Kasten farbig hinterlegt werden. Dann sollte sie aber die zuvor festgelegten Farbpalette, an der sich das Cover orientiert, entsprechen. Ausnahme: Sie wollen provozieren, dann sind sogar Neonfarben oder ein grelles Rot erlaubt, das Aufmerksamkeit weckt.
Zeitungen sind anders
Ein bisschen anders sieht die Covergestaltung bei Tageszeitungen aus. Bei ihnen dominiert nicht unbedingt ein alles überragendes Titelbild, sondern die Auswahl an Themen, mit denen die Zeitung ihre Vielseitigkeit präsentiert. Hier heißt es: Nutzen Sie das Gestaltungsraster gut aus und halten sie es flexibel. Platzieren Sie die wichtigsten Überschriften rund um den Zeitungstitel. Diese Texte müssen gut ausgewählt werden und suggerieren dem Leser, dass er selbst entscheiden kann, was er lesen möchte. Vor allem aber sollen die Texte Inhalte präsentieren, die in der Zeit der digitalen Medien das erläutern, wovon die Leser gestern schon erfahren haben. Nur dann fühlt sich der Leser verstanden und gut aufgehoben in der Zeitung.
Unabänderlich: GTIN-Code, Preis und Co.
Neben dem Heischen nach Aufmerksamkeit sind einige Dinge auf dem Cover eines am Kiosk erhältlichen Magazins unabänderlich. Dazu gehören Angaben zum Preis, dem Jahrgang, der Ausgabe und der Webseite der Publikation. All das sollte das Cover klein, aber gut leserlich enthalten. Dafür heißt es, einen guten Platz zu finden. Für viele Setzer unschön ist auch die Platzierung des Strichcode GTIN (Global Item Number) – früher EAN (European Article Number) –, mit dem Kioskbesitzer die verkauften Exemplare einscannen und erfassen. Für die Platzierung dieses speziellen Barcodes müssen ganz bestimmte Vorgaben eingehalten werden, die unter anderem besagen, dass der doch sehr auftragende Code nicht beschnitten, verkleinert oder in der Farbgebung verändert werden darf. Andernfalls riskiert man, dass die Zeitung aus technischen Gründen nicht verkauft werden kann. Namhafte Blätter erlauben es sich dennoch, den Code schmaler zu setzen. Pressevertriebe raten davon allerdings ab. Cover-Gestalter sollten sich also vor dem Einsetzen des Barcodes einmalig die Mühe machen, sich in die Gestaltungsrichtlinien des GTIN-Codes einzulesen. Diese stellt einem auch der Pressevertrieb des Magazins gerne zur Verfügung.
Das Cover entsteht meist, wenn der Inhalt schon fertig gesetzt ist. Worauf es aber bei den Innenseiten eines Printmagazins ankommt, das erfahren Sie im kommenden Teil dieser Serie zum Editorial Design.
Bisher in dieser Reihe erschienen:
Die Kunst des Editorial Design – Eine Begriffsklärung.
Die unterschiedlichen Formen des Editorial Design.
Die Unterschiede zwischen den Medien – Online und Print.
Wichtige Faktoren für das Editorial Design.
Newsletter richtig gestalten.
Das richtige Design für White Paper und andere „kleine“ Formate.