Morgen vor einem Jahr ist der erste Todestag des ambitionierten Popmusikers David Bowie. Sein letztes Album „Black Star“ war als Gesamtkunstwerk angelegt und zugleich ein interessantes Druckprodukt, das nur ein paar Tage vor seinem Tod erschienen war. Wir wollen an diesem Beispiel zeigen, wie Drucksachen und Verpackung miteinander korrespondieren.
Drucksachen werten Musik auf
Musik ist ein besonders gutes Beispiel dafür, was Drucksachen in Form einer Verpackung oder als Ergänzungsmedium in Form z.B. eines Booklets bewirken können. Denn Musik ist ein ganz besonderes „Produkt“: Sie ist nicht materiell, man kann sie nicht sehen, nicht anfassen, nicht riechen, nur hören kann man sie – und deshalb bedarf sie massenkommunikativ der Unterstützung.
„Multisinnlichkeit“ von Printprodukten
Für die menschliche Wahrnehmung sind das Sehen und das Berühren über den Tastsinn entscheidend. Noch etwas spielt dafür eine immer größere Rolle: Durch die Digitalisierung unseres Lebens über das Internet wird die Welt flüchtiger und damit auch über die Sinne weniger begreifbar. Etwas physikalisch Vorhandenes wird so schon dadurch positiv empfunden, weil man es anschauen, in Händen halten und damit berühren kann. Das gedruckte Produkt als CD-Verpackung oder Beileger ergänzt die Musik um visuelle und haptische Reize.
Aber die Wirkung der Drucksache reicht noch weiter. MP3 als digitales Musikformat zum Downloaden oder Streamen hat seinen Siegeszug angetreten und damit auch die Musik weitestgehend virtualisiert. Die Musikindustrie hält mit aufwendigen CD- oder LP-Boxen dagegen, sodass der Musikliebhaber fast noch mehr physisch in Händen hält als in vergangenen Zeiten. Enthalten sind neben mehr Musikstücken auch Bücher oder Begleithefte, Poster oder Aufkleber. Oft sind diese teuren Editionen aufwendig gestaltet und produktionstechnisch mit Besonderheiten versehen.
Print & Music: Gesamtkunstwerk von David Bowie
David Bowie hatte zunächst nach einer zehnjährigen Pause 2013 sein Album „The Next Day“ herausgebracht. Die „Extra“-Version ist eine Box mit verschiedenen gedruckten Beilagen. Der Künstler hat aus dem Boxen-Gedanken eine Art Gesamtkunstwerk gemacht, das Musik und Print-Produkte miteinander koppelt. Aber nicht nur das. Die Extended-Edition enthält außerdem eine DVD mit filmischen Umsetzungen der Musikstücke.
„Black Star“ als Design-Juwel
Eine andere Wendung erfuhr diese Herangehensweise bei seinem letzten Album „Black Star“ (2016). Der krebskranke Musiker zelebrierte hier seinen bevorstehenden Tod mit grafisch und produktionstechnisch ausdrucksstarken Mitteln. Die Nachrichten über den Tod des Künstlers, die Videos und das Sleeve-Design bildeten mit der Musik eine Einheit, was ohne die Beteiligung der Drucksachen kaum denkbar wäre. Denn sie erst geben dem „Produkt“ Musik seine visuelle Gestalt als Verpackung und als Erweiterung. Das ab den 1990er-Jahren heraufbeschworene „End of Print“, das Ende der Welt der Drucksachen, verkehrt sich in ihr Gegenteil. Je virtueller und damit momenthafter Kommunikation wird, desto mehr etablieren sich gegenläufige Tendenzen, die wieder Kommunikationsmittel schaffen, die man in Händen halten kann.
„Auf die Verpackung kommt es an!“
Printprodukte sind anders als Videos oder Webinhalte auch in der Offline-Welt verfügbar. Sie sind weniger flüchtig und zeigen Präsenz. Drucksachen sind wieder wichtiger geworden und ein unverzichtbarer Bestandteil im Kommunikationsmix. Als Verpackung geben sie darüber hinaus zum Beispiel Musik erst ihren visuell-haptischen Rahmen – und wer wüsste nicht längst: auf die Verpackung kommt es an.
Drucktechnik im Dienst der Kunst
David Bowie hat bei „Black Star“ seine Musik mit Grafik-Design und moderner Drucktechnik veredelt. Box, Booklet und CD (oder LP) bilden eine visuelle Einheit und unterstützen die Musik atmosphärisch. Der multimedial orientierte Künstler hat in seinem Spätwerk aufs Wesentliche reduziertes Grafik-Design mit drucktechnischer Finesse kombiniert. Die so entstandene „PrintArt“ oder „Druckkunst“ ist nicht nur technisch anspruchsvoll, sondern auch höchst ästhetisch umgesetzt.
Fazit:
Die Haptik von Papieroberflächen oder Kaschierungen, der Glanz von Drucklacken und ein hoher Designanspruch können aus Gedrucktem kleine Kunstwerke entstehen lassen. David Bowie hat dies vor einem Jahr genutzt, um seinem nahenden Tod Ausdruck zu verleihen.
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© Das Copyright des Original-Artworks liegt bei Sony Music International.