Beim Setzen von Text geht es nicht nur um die Ausrichtung, den Zeilenabstand und wie viele Spalten man benutzen will. Die wohl wichtigste Frage, die sich jeder Grafiker und Layouter stellen muss, ist: Welchen Font benutze ich? Charlotte Erdmann erläutert die Regeln zu Schnitten & Co. in unserer neuen Folge aus der Wissensreihe „Layout & Satz“.
Den richtigen Schrifttyp finden
Eine Schrift besteht nicht einfach nur aus Buchstaben. Typographen geben sich alle Mühe, um einen Font so zu gestalten, dass er „wirkt“. Damit ist gemeint, dass jeder Schriftschnitt etwas aussagen will. Diese Eigenschaften einer Schrift werden erzielt, indem Typ, Dickte, Laufweite und Charakter ganz eigene Merkmale aufweisen. Schon die Frage, ob serifenlos oder mit Serifen ausgestattet, ist immens wichtig. Das eine wirkt schlicht, das andere besser lesbar – meinen viele. Allerdings lassen sich über diese Fragestellungen dicke Handbücher verfassen. Sicher ist, dass jede Schrift einen Ausdruck, einen Charakter hat. Und diesen muss man beachten, wenn man sie einsetzt. So sind Comic-Schriften wenig für eine Firmenbroschüre geeignet. Außer die Firma will damit eine Botschaft transportieren. Bevor Sie also die passende Schrift suchen, machen Sie sich bewusst, was diese aussagen soll. Und wie sie beim Betrachter wirkt. Denn Schriften können von elegant bis sachlich über verspielt, schwer, leicht oder filigran, dynamisch, statisch oder wild wahrgenommen werden.
Hinweise zur Auswahl
Bevor es also mit dem Schriftsatz losgeht, sollte man sich klar darüber werden, wen das Dokument als Zielgruppe hat und wer es lesen wird. Was erwarten diese Leser? Und auf welchem Medium wird gedruckt? Oder wird es gar nur im Internet veröffentlicht? Das alles spielt ebenso eine Rolle bei der richtigen Schriftauswahl, wie die Frage, welcher Font eigentlich wie wirkt. Ruhig und gediegen ist beispielsweise die Renaissance-Antiqua. Sachlich und konstruktiv hingegen sind serifenlose, glatte Schriften. Serifenbetonte Schriften sind kraftvoll. Schreibschriften hingegen sind dynamisch, aber auch sehr verspielt. Elegant kommt es beim Leser an, wenn die Strichstärken stark variieren. Alt hingegen wirken gebrochene Schriften. Wer sich für einen fetten Schriftschnitt entscheidet, der will etwas laut aussagen und Dominanz vermitteln. Demgegenüber werden dünne Fonts und schmale Schriftschnitte als leicht und dezent wahrgenommen. Für eine kursive Auszeichnung sollte man sich hingegen entscheiden, wenn es dynamisch werden soll.
Auszeichnungen ja oder nein?
Apropos Auszeichnungen: Generell sollte man mit ihnen sehr sparsam umgehen. Sie helfen lediglich dabei, die Faustregel zu durchbrechen, maximal zwei Schriften in einem Dokument zu verwenden. Egal aber, ob Kapitälchen, Fett oder Kursiv: all das sollte man sehr nachsichtig einsetzen, um den Effekt des Hervorhebens nicht zu entkräften. Bleibt noch das in letzter Zeit wieder modern gewordene Unterstreichen. Es ist inzwischen wieder so „hipp“, dass es sogar Teil ganzer Schriftschnitte ist. Setzen Sie es dennoch sparsam und höchstens für besonders eindrucksvolle Überschriften oder Zitate ein. Ansonsten geht auch hier der Effekt schnell verloren.
Eine Frage der Größe
Neben der Wirkung einer Schrift spielt auch deren Größe und Laufweite eine nicht unwesentliche Rolle bei der Auswahl. So gibt es Schriften, die dank ihrer runden Formen auch sehr weitläufig sind. Bei einem solchen Font passen weniger Zeichen auf die Zeile und damit die Seite. Sie wirken zwar offen, haben aber auch den Nachteil, dass sie Platz benötigen. Zusätzlich spielt die Lesbarkeit eine nicht zu unterschätzende Rolle. So können dünne Schriften am besten in kleinen Größen gelesen werden, da so das Satzbild besser zu erkennen ist. Gleiches gilt für Schriften, deren x-Höhen sehr groß ausfallen. Demgegenüber benötigten fette und starke Fonts einen großen Satz, damit sie nicht zulaufen. Probieren Sie es einfach einmal selber aus, um die Wirkung der Schrift nicht zu verfehlen. Beachten Sie dabei aber immer: Der Text sollte stets gut lesbar sein! Ist eine passende Schrift gefunden, muss außerdem darauf geachtet werden, ob sie über die nötige Zahl an Schnitten verfügt. Viele Freefonts haben beispielsweise keinen kursiven Schnitt oder können Umlaute darstellen.
Die Kombination macht’s?
Hat man sich für einen Schrifttyp entschieden, will man oft noch einen weiteren für die Überschriften haben. Bleiben Sie aber dann bei diesen beiden Schriften, denn bei Fonts gilt: Viel hilft leider nicht viel. Natürlich setzen einige Layouter die Schriftenvielfalt ab und zu als stilistisches Element ein. Über dessen Wirkung aber lässt sich streiten. Für die Kombination von Schriften sollte man sich merken, dass sie am harmonischsten aussieht, wenn man in einer Schriftfamilie bleibt und darin diverse Schnitte auswählt. Will man dennoch eine Mischung haben, sollte man sich für deutlich unterschiedliche und nicht zu eng verwandte Schriften entscheiden. Außer sie sind in der Größe so unterschiedlich, dass die nahe Verwandtschaft weniger auffällt. Ansonsten kann es passieren, dass wie bei der Mischung von zwei Grüntönen ein sehr unschönes Bild entsteht. Auch Schriften mit gleichen oder ähnlichen Strukturen lassen sich gut mischen. Edel und edel gesellt sich beispielsweise ebenso gern wie stark und stark. Deutlich variierende Strichstärken in zwei unterschiedlichen Fonts lassen sich ebenso gut kombinieren. Allerdings sollten Sie dann darauf achten, dass die Mittellängen der Fonts ähnlich hoch sind.
Lesen Sie mehr über die passenden Absatzformate sowie Schriftgrößenunterschiede von Überschriften und Zwischenüberschriften in der kommenden Folge dieser Reihe.
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