Der Satzspiegel gibt den Rahmen vor, in dem sich gestalterische Elemente in einem Layout bewegen sollten. Dafür gibt es einige Grundregeln zu beachten. Diese erklärt Ihnen Charlotte Erdman in einer neuen Folge aus der Wissensreihe: „Layout & Satz“.
Druckprodukte, die gut aussehen sollen, müssen im Vorfeld entsprechend geplant werden. Dazu gehört unter anderem der sogenannte Satzspiegel, also die Aufteilung der Inhalte eines Dokuments. Im Satzspiegel werden alle Elemente einer Seite wie Bilder und Texte definiert und die Seite so eingeteilt, dass sie gut lesbar wird.
Die Seitenaufteilung
Für ein gut wirkendes Layout sollte ein Dokument vor allem harmonisch aufgebaut werden. Doppelseiten müssen also gleichmäßig aussehen, wenn sie dem Auge des Betrachters schmeicheln sollen. Textinhalte aber gut lesbar und dennoch gestalterisch hochwertig zu setzen, ist oft eine Gratwanderung. Dennoch gibt es Grundlagen – insbesondere bei der Seitenaufteilung selbst – die man beachten kann, ohne der Kunst im Wege zu stehen. Beispielsweise lassen sich anzulegende Doppelseiten in drei verschiedenen Verfahren selbst einteilen. Bei der Proportionierung „2:3:4:6“ werden die Seitenverhältnisse des DIN-Formates übernommen und der freie Raum von Bund, Kopf, Seite und Fuß im genannten Verhältnis gesetzt.
Bei der „Neunerteilung“, die vor allem in Büchern ihren Einsatz findet, werden Höhe und Breite in neun Teile zerlegt, so dass der Bund bzw. der Kopfrand 1/9 und die Seite bzw. der Fuß 2/9 Platz bekommt.
Für nahezu alle Blattformate eignet sich die schon für die Gutenberg-Bibel angewandte „Diagonalkonstruktion“, die sich durch Verbinden der Ecken ermitteln lässt. Von den Linien kann man dann ein Quadrat für den Satzspiegel aufziehen.
Das Auge des Betrachters leiten
Hat man die Seitenaufteilung ermittelt, könnte es eigentlich auch schon mit dem Satz losgehen. Doch wie viel Text und wie viele Bilder auf einer Seite ihren Platz finden, ist von vielen Faktoren abhängig. Es hängt zum einen davon ab, welche Inhalte auf wie viel Seiten tatsächlich untergebracht werden müssen. Zum anderen sollte man aber auch darauf achten, dass die Seite nicht zu voll gepackt wird. Die oben genannte Seitenaufteilung hilft hierbei merklich. Bevor es aber ans tatsächliche Gestaltungsraster geht (dazu in der nächsten Folge mehr), wäre es gut, sich im Vorfeld einige Gedanken zum Layout zu machen. Soll es eher luftig oder eher kompakt wirken? Wie viel Text und wie viele Bilder müssen unbedingt auf eine Seite? Am besten orientiert man sich an der Zielgruppe des Druckprodukts, auch wenn es um die Frage der Schriftwahl und Größe geht. Ältere Leser bevorzugen eine große, luftige Schrift, junges Publikum kann auch mal kleinere Buchstaben und enge Laufweiten vertragen. Am Ende sollten Sie aber immer beachten, dass die Seite nicht wie ein voll gestopftes Sammelsurium aussieht, sondern klar strukturiert das Auge des Betrachters zu den Informationen leitet.
Wie der Mensch liest
Denn der Mensch liest – zumindest in unseren Breitengraden – immer von links oben nach rechts unten. Studien haben ergeben, dass dieses Verhalten sich nicht nur auf Texte im Allgemeinen bezieht, sondern auch auf ganze Seiteninhalte. Dies betrifft alle Kulturen und weicht nur dann von der Regel ab, wenn Schwerpunkte an eine andere Stelle der Seite gesetzt werden. Dann aber tastet der Betrachter das Gesamtbild wieder von links oben nach rechts unten ab. Daraus kann man gestalterisch den Schluss ziehen, dass für die Gesamtaussage besonders wichtige Elemente immer am rechten mittleren bis unteren Blickfeld positioniert werden sollten. Denn dort kommt das Auge des Betrachters zur Ruhe und macht aus den Einzelteilen der Seite ein Gesamtbild.
Störungen vermeiden
Dies ist allerdings nur dann der Fall, wenn die Seite nicht überfrachtet ist oder andere Störungen die Gesamtschau verhindern. Beispielsweise können große Weißräume zwar gestalterisch als Raum für Interpretationen oder Ruhepunkte eingesetzt werden. Sind die weißen Stellen aber nicht harmonisch oder logisch zum Textablauf passend, kann der Leser dies als Ungereimtheit interpretieren und fühlt sich im Lesefluss gestört. Auch dicke „Bleiwüsten“, also klein und eng geschriebener Text, wirken abschreckend und laden nur wenig zum Lesen der Informationen ein.
Grauwert beachten
Hier hilft es, den sogenannten Grauwert der Seite während des Satzes immer wieder selbst zu überprüfen. Dieser entsteht durch den gesetzten Text. Ist er zu eng, also liegen die Buchstaben zu nah beieinander und ist der Zeilenabstand zu eng, erscheint die Seite mit leicht zusammen gekniffenen Augen (Abstand ca. 40 cm) zu dunkel. Bei einem guten Grauwert hingegen sieht man die einzelnen Zeilen als gleichmäßige graue (nicht schwarze) dicke Linien. Das wiederum wirkt entspannend auf den Leser und lädt zur Lektüre ein.
Lesen Sie mehr über die Schriftauswahl, die Positionierung der einzelnen Elemente und das Gestaltungsraster im Layout in den kommenden beiden Folgen dieser Reihe.
Bereits erschienen:
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