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Absatzformate: Von knalligen Überschriften und verschwundenen Unterüberschriften. Folge 7.

„Layout & Satz“.

Absatzformate: Von knalligen Überschriften und verschwundenen Unterüberschriften. Folge 7.

Überschriften sollen eine Signalwirkung haben, den Leser in den Text ziehen und Texte untergliedern. Aber müssen sie deshalb immer besonders auffallen? Und wenn ja, welche Stilmittel sollte man dazu einsetzen? Wie können Zwischenüberschriften außerdem harmonisch erscheinen? In einer neuen Folge unserer Wissensreihe „Layout & Satz“ gibt unsere Gastautorin Charlotte Erdmann Antworten.

Wozu Überschriften?

Je nach Medium heißen Überschriften auch Titel- oder Schlagzeilen bzw. Rubriken. Sie dienen dazu, einen Text lesbarer zu machen und zu untergliedern. An ihnen bleibt das Auge des Lesers hängen und kann sich orientieren. Vor allem aber ziehen Überschriften die Aufmerksamkeit des Lesers auf sich und bewirken so, dass der Text darunter gelesen wird. Doch nicht nur auf den Inhalt der Überschrift kommt es dabei an, auch die Hervorhebung ist ausschlaggebend dafür, wie effektiv eine Überschrift ist. Abhängig von Position, dem Weißraum ober- und unterhalb der Schrift, dem Schriftschnitt, seiner Größe und der Ausrichtung sowie der Farbe können Sie mit einer Überschrift viel Wirkung erzielen. Nicht immer aber hilft viel auch viel: Insbesondere bei Headlines sollten Sie mit Überlegung an den Satz gehen.

Gestaltungsgesetze für Headlines

Je nach Druckprodukt – Zeitschrift, Buch, Flyer, Prospekt – werden Überschriften unterschiedlich gesetzt. Sollen Überschriften beispielsweise nur die Kapitel eines Buches unterteilen, sollten Sie lediglich eine andere Schrift und eine fette Auszeichnung einsetzen, wobei die Schriftgröße nur minimal zum Brottext vergrößert wird. Anders sieht es aus, wenn ein Prospekt alleine durch seine Überschriften wirken soll. Dann ist es angebracht, eigens für die große Darstellung erstellte sogenannte Display- oder Headline-Schriften zu verwenden. Sie fallen auf, verlieren aber auch bei sehr großer Darstellung nicht ihre Lesbarkeit. Wichtig ist es dabei, im Satz die Laufweite an die Größe anzupassen. Überschriften sollten maximal zweizeilig sein, besser aber gehen sie nur über eine Zeile. Sie werden dazu linksbündig mit dem Satzspiegel gesetzt und ziehen sich über zwei oder mehr Spalten. Sogar über eine Doppelseite hinweg können Headlines gesetzt werden. Zum Brottext sollte sie außerdem vier bis zehn Leerzeilen Abstand haben.

Die richtige Schrift finden

In den vergangenen Jahren wird es zunehmend Mode, dass der Font der Überschrift absolut kontrovers zum restlichen Text gestaltet wird. Das erzeugt Spannung. Headline-Fonts sind also auffallend, schrill, brechen mit dem Stil des Grundtextes und fallen dadurch noch mehr auf. Das mag für ein Plakat oder eine Broschüre durchaus ein stilistisches Mittel sein. Aber auch mit harmonischen Gestaltungsmitteln lassen sich – wenn auch dezente – Effekte erzielen. Denn allein durch den Einsatz von Kapitälchen, Versalien oder Sperren als Auszeichnung lassen sich Überschriften, die in der gleichen oder einen ähnlichen Schriftart wie der Grundtext gesetzt werden, deutlich hervorheben. Stilistisch ungefährliche Abweichungen sind möglich, indem man bei der Wahl des Fonts für die Überschrift innerhalb der Schriftfamilie bleibt. Egal aber, ob man Schriften mischt oder sich lieber innerhalb eines Fonts bewegt – immer sollte man im Auge behalten, dass die optische und die inhaltliche Aussage miteinander harmonieren. Hier macht es wirklich die Mischung aus, ob die Überschrift zu knallig für den Inhalt und das Medium ist, oder ob sie zu brav daherkommt.

Unter- und Zwischenüberschriften

Gleiches gilt für die Untergliederung des Textes an sich durch Zwischenüberschriften: Sie sollten sich harmonisch ins Gesamtgefüge einbinden und dabei den Lesefluss nur soweit unterbrechen, dass sie dem Leser eine Orientierung bieten. Vor allem bei Flyern ist diese Untergliederung hilfreich. In langen Texten wie einem Buch aber können Zwischenüberschriften auch einfach nur stören. Dort falsch eingesetzt, bringen sie den Leser leicht ins Stolpern. Im Internet hingegen sind Zwischenüberschriften extrem wichtig, um dem Auge Ankerpunkte beim Scrollen des Texte zu liefern.

So gehen Zwischenüberschriften nicht verloren

Aber Achtung: Wer Zwischenüberschriften nicht deutlich genug hervorhebt, läuft Gefahr, dass diese im Text „verschwinden“. Deshalb sollten Sie sich vor dem Layout eines Textes nicht nur Gedanken über das Gestaltungsraster (siehe Folge 4) machen, sondern auch die Absatzformate für bis zu drei Unterüberschriften definieren. Hierbei können Sie entweder auf den Font der Headline zurückgreifen und diesen nur in der Größe angepasst an den Grundtext einsetzen. Besser aber ist es, die Schriftart des Grundtextes größer und mit einer frei gewählten Auszeichnung (fett, kursiv, Kapitälchen) zu verwenden. Je nach Hierarchiestufe der Unterüberschrift sollte dann eine gewisse Abstufung der Größe oder eine andere Auszeichnung stattfinden. Sie können aber auch mit Farben arbeiten, damit Zwischenüberschriften im Text nicht „untergehen“. Auch ein größerer Zeilenabstand zwischen Überschrift und Text ist erforderlich, um die Hervorhebung zu unterstreichen. All das sollte VOR dem eigentlichen Satz im Layoutprogramm in den Absatzformaten definiert werden, um später Überschriften nur noch mit einem Klick formatieren zu können.

 

Charlotte Erdmann (Bild: Matthias Martin)
Charlotte Erdmann (Bild: Matthias Martin)

 

Lesen Sie mehr über den richtigen Wort- und Zeichenabstand von Texten in der kommenden Folge dieser Reihe.

 

 

 

 

 

 

 

Bereits erschienen:
Papierformate
Gute Gründe für die Falzung
Der Satzspiegel
Ein stimmiges Bild dank Gestaltungsraster & Co.
Text und Bild Kompositionen
Augen auf bei der Schriftwahl