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„100 beste Plakate“ – 100 Schreie für die Ewigkeit.

„100 beste Plakate“ – 100 Schreie für die Ewigkeit.

„Es kommuniziert, hat eine Idee und das Design entspricht dem Zeitgeist von 2014“, das sind nach Verena Panholzer die Voraussetzungen für Gewinner. Sie sitzt in diesem Jahr der Jury des Wettbewerbes „100 beste Plakate“ vor und hatte gemeinsam mit Reza Abedini, Christophe Gaudard, Holger Matthies und Felix Pfäffli die Qual, aus 1700 Plakaten zunächst 533 Einzelplakate von 486 Einreichern für die Endrunde auszuwählen, um dann für das Finale 100 beste zu küren. 55 kommen aus Deutschland, 41 aus der Schweiz und vier aus Österreich. Kein leichtes Unterfangen.

Rocket & Wink. Petronius Amund Wink, Gerald Rocketson/100 beste Plakate e.V.
Rocket & Wink. Petronius Amund Wink, Gerald Rocketson/100 beste Plakate e.V.

Seit 1966 wird aktuelles Plakatdesign durch „100 beste Plakate“ prämiert, „um gestalterische Qualität und Innovation im zeitgenössischen Plakat zu fördern und öffentlich zu diskutieren.“ Zunächst als Wettbewerb in der ehemaligen DDR geboren, überlebte die Auszeichnung die Wende und fand nun seine 13. Ausgabe. Allerdings scheint die Zeitenwende auch in der Plakatkunst und ihrer Funktion als „Stadtmöblierung“ nicht vorüber zu gehen …

„Jeder denkt, dass ein Plakat etwas genau Definiertes ist, aber wir müssen diese Definition erweitern, Barrieren überwinden, Disziplinen übergreifend arbeiten, um neue kreative Gestaltungsweisen zu entwickeln. Die Arbeit an Plakaten darf keine Wiederholung der Vergangenheit sein, sondern ein Experiment für die Zukunft“, sagt Jury-Mitglied Holger Matthies. Und Verena Panholzer antwortet in ihrem Vorwort zum Katalog: „Da die Jury aus gutem Grund altersmäßig ein paar Jahrzehnte auseinanderlag, waren Trends und grafische Modeerscheinungen oft Grund von immer wieder aufflammenden Diskussionen. Wie oft hieß es: ‚Das hab ich schon gesehen.‘ Klar. Grafikdesign bedient sich genau wie Mode und Fotografie oft Dagewesenem. Wo wäre Grafikdesign ohne Formensprache von Paul Rand, Willy Fleckhaus oder Helmut Schmidt. Alles prägt uns, inspiriert uns, formt uns. Epochen und Stile beeinflussen Schriftdesigner genauso wie Gestalter und Illustratoren. Um abschließend eines festzuhalten: Ein gutes Konzept ist zeitlos. Und danach haben wir zuallererst gesucht.“

Bei dem bewusst offengehaltenen Reglement zeigt sich das Spektrum weit umfassend – über alle Stile hinweg: ob Typoplakate, Plakate mit Fotoelementen oder thematische Plakate wie Werbung für Kulturveranstaltungen oder Produkte. Die Teilnehmer konnten in drei Kategorien ihre Arbeiten einreichen: als Werbemittel für Wirtschaft, Kultur und Soziales, Auftragsarbeiten mit Aushang im halböffentlichen bzw. öffentlichen Raum, als Eigenwerbung, als Autorengrafik oder als Experiment oder als Studierender, realisiert mit schulischer Begleitung.

"Book Design Workshop". burkhardthauke – Büro für Gestaltung Ralph Burkhardt, Daniel Hauke.
burkhardthauke – Büro für Gestaltung. Ralph Burkhardt, Daniel Hauke / 100 beste Plakate e.V.

Trotzdem wurde bei „100 beste Plakate 13“ deutlich, dass die Werbung fehlte. Wo war sie? „Neben Kunst-, Kultur- und Veranstaltungsplakaten war klassische Werbung kaum unter den Einreichungen zu finden … Wo ist die Grenze zwischen Kunst und Kommunikationsdesign? Ich kann hier nur für mich selber sprechen: Wir sind Kommunikationsdesigner. Das heißt, die Plakate haben eine Aussage und folgen einem Briefing, bewerben ein Thema. Ist der Zweck für mich nicht erkennbar, dann ist es inhaltsleeres Design und erfüllt nicht die Kriterien eines guten Posters. Der Wettbewerb soll einen Querschnitt aus Design, Text, Fotografie und Illustration beinhalten. Wir müssen aufpassen, dass der Wettbewerb nicht nur zu einer reinen Grafikdesign-Disziplin wird, vergleichbar mit einer Craft Kategorie aus anderen Bewerben. In der visuellen Bildsprache wurden Fotos vermisst. Unter den 100 besten sind es nur wenige, die rein mit Fotografie überzeugten. Auch klassische Text-/Headline-Kampagnen sind beinahe verschwunden“, sagt Verena Panholzer. Und Holger Matthies hält über den Duktus der Plakate fest: „Sie wollen nichts ‚verkaufen‘, ihre Daseinsberechtigung ist ihre pure Existenz. Sie sind sich selbst genug, frei nach dem Motto: ‚Ich bin ein Plakat, also bin ich!‘.“

Wer sich selbst einen Überblick über den Zeitgeist von Plakaten geben will, hat bei den Ausstellungen der Gewinnerplakate die Chance dazu. Am 20. Juni eröffnet sie in Berlin ihre Pforten.

20. Juni bis 13. Juli 2014
im Kulturforum
Staatliche Museen zu Berlin
Matthäikirchplatz
10785 Berlin

24. Juli  bis 7. September 2014
Neues Museum –Staatliches Museum für Kunst und Design
Klarissenplatz
90402 Nürnberg

27. September bis 5. Oktober 2014
„Weltformat 14 – Plakatfestival Luzern“
Kornschütte im Rathaus Luzern
Kornmarkt 3
CH-6004 Luzern

22. Oktober 2014 bis 25. Januar 2015
MAK – Österreichisches Museum für angewandte Kunst / Gegenwartskunst
Stubenring 5
A-1010 Wien